Warum Frauen ihre Altersvorsorge unbedingt selbst in die Hand nehmen sollten
Für viele Paare geht mit der Geburt des eigenen Kindes ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Plötzlich dreht sich 24/7 alles nur noch um dieses kleine Wesen. Viele Frauen sind dann gerne dazu bereit, ihr komplettes berufliches Leben auf den Kopf zu stellen, um möglichst viel Zeit mit dem Baby verbringen zu können.
So weit, so verständlich. Mir ging das auch so.
Allerdings verlieren viele Frauen dabei ihre Altersvorsorge komplett aus den Augen, was sich später auf schmerzliche Weise rächen kann.
Hier erfährst du, wie du dir deine finanzielle Unabhängigkeit als Mutter bewahrst und das Risiko einer zu geringen Rente trotz Teilzeitbeschäftigung minimierst. Und warum genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich mit deinen Finanzen zu beschäftigen.
Frauen und das liebe Gehalt
Wenn es darum geht, wie sich Mann und Frau die Elternzeit aufteilen, übernimmt häuft die Frau den Löwenanteil. Männer bleiben im Durchschnitt zwei Monate oder weniger zuhause. Viele Mütter entscheiden sich ganz bewusst für eine solche Aufteilung, weil sie die Betreuung ihres Babys vor allem am Anfang gerne selbst übernehmen möchten.
Das ist jedoch nicht der einzige Grund: auch die Lohnschere zwischen Mann und Frau spielt hierbei immer noch eine ganz entscheidende Rolle. Laut Bundesfamilienministerium verdienen 90 Prozent der Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren aktuell weniger als €2000 netto pro Monat. Ist das Gehalt des Mannes höher, geht er meistens weiterhin arbeiten. Die Mutter entscheidet sich nach der Elternzeit häufig für eine Teilzeitstelle, um noch genug Zeit für das Kind zu haben. Natürlich schlägt sich dieses Arbeitsmodell beim geringeren Verdienst nieder.
Die sogenannte „Child Penalties Studie“ aus dem Jahr 2019 untersuchte die Gehaltsentwicklung von Männern und Frauen aus sechs europäischen Ländern. Es zeigte sich, dass Mütter viel größere Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, als dies bei Männern der Fall ist. Dieser Effekt tritt nicht nur im direkten Anschluss an die Elternzeit auf. In Deutschland zum Beispiel war das Gehalt von Müttern, deren ältestes Kind bereits zehn Jahre alt war, immer noch um 61% geringer als vor der Geburt.
Warum sich dennoch viele Frauen für einen Teilzeitjob entscheiden
Gehaltseinbußen hin oder her, viele Mütter möchten schlicht und einfach lieber Teilzeit statt Vollzeit arbeiten. Schließlich können die Jahre, in denen die Kinder noch klein sind, nicht mit Geld aufgewogen werden. Aufgrund des geringeren Verdienstes wird die Frau allerdings vom Geldbeutel ihres Partners finanziell abhängig. Und ihre ganze Energie investiert sie in die unbezahlte Care-Arbeit.
Besonders riskant: jede dritte Ehe wird in Deutschland mittlerweile geschieden. Die Frau steht dann nicht selten mit leeren Händen da. Denn das Ehegattensplitting fördert noch die Versorger-Ehe, aber nicht mehr die Versorger-Scheidung: sobald das jüngste Kind drei Jahre alt ist, erhält die Frau keinen Unterhalt mehr für sich. Viele Alleinerziehende müssen dann (Vollzeit) arbeiten, um für sich selbst sorgen zu können. Was aber, wenn sie dank Elternzeit und Teilzeit keinen angemessen bezahlten Job mehr findet? Von der Rente ganz zu schweigen: für die Erziehungszeit werden nur 36 Monate für die Rente angerechnet.
Laut einer Statistik der Bertelsmann Stiftung wird im Jahr 2036 ungefähr jede vierte Rentnerin zu wenig Geld haben, um über die Runden zu kommen. Bereits im Jahr 2017 erhielt eine Rentnerin in Deutschland im Durchschnitt gerade einmal €660 vom Staat. Das sind nur ca. 53 Prozent dessen, was Männer erhalten. Trotzdem spart rund ein Drittel der Frauen in Deutschland nichts für ihre Altersvorsorge.
Eine Akademikerin beispielsweise mit zwei Kinder und in Teilzeit arbeitend verzichtet auf bis zu 750.000 Euro: durch die Lohneinbüßen in der Elternzeit, Teilzeit und in der Rente.
Wie du an diesen Zahlen leicht erkennen kannst, sind wir bei diesem Thema noch weit von jeglicher Form der Gleichberechtigung entfernt. Beim Thema Gleichberechtigung wird meistens über #metoo, geschlechtergerechte Sprache oder Frauen in die Vorstände gesprochen (keine Frage, alles wichtige Themen!).
Aber wie sieht es mit dem Armutsrisiko Muttersein aus? Alle Mütter, egal ob sie es wollen oder nicht, so schnell wie möglich in eine Vollzeitbeschäftigung zu drängen, kann nicht die Lösung sein. Natürlich kannst du jetzt sagen, die veränderungsresistenten, männerdominierten Strukturen sind schuld. Ja, ist es sicherlich. Aber wenn wir Frauen darauf warten, dass die sich ändern, sind wir vielleicht schon alt und in Altersarmut. Was kannst du also tun, damit du nicht in das Leben einer Jane-Austen-Heldin rutscht?
Nimm dir Zeit und schau genau hin
Vielleicht gehörst du zu den Frauen, denen diese Zahlen zwar Sorge bereiten, gleichzeitig hast du im Moment jedoch mit Kind, Haushalt und Job alle Hände voll zu tun. Sich da abends noch hinsetzen und deine Finanzen durchgehen oder dich mit der Rente zu beschäftigen? Och nöö…..
Solange wir Frauen und Mütter unsere Finanzen nicht selbst im Griff haben, bleibt die Gleichberechtigung auf der Strecke. Erinnere dich daran, wie wichtig es auch zum Wohle deiner Kinder ist, dir deine eigene finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren. Damit du auch im Ernstfall handlungsfähig bleibst. Eine Trennung oder ein anderes tragisches Ereignis würde dein Leben wahrscheinlich so sehr auf den Kopf stellen, dass du erst recht keine Zeit hast, dich um deine Finanzen zu kümmern. Je früher du handelst, umso mehr kannst du erreichen und so für den Ernstfall, der hoffentlich nie eintritt, gewappnet sein.
Nimm deine Finanzplanung JETZT in die Hand
Der erste Schritt: finde heraus, was dir wichtig ist: möchtest du lieber Vollzeit oder Teilzeit arbeiten? Möchtest du jetzt oder später „Karriere“ machen? Oder möchtest du dich nach der Elternzeit sogar beruflich umorientieren?
Sprich mit deinem Partner (oder Partnerin). Am besten BEVOR ihr ein Kind bekommt. Wenn ihr schon Kinder habt, macht es jetzt! Findet gemeinsam einen Weg, wie ihr für euer späteres Leben vorsorgen könnt. Besprecht, wie die Betreuung der gemeinsamen Kinder in Zukunft aussehen kann und ob sich deine beruflichen Wünsche damit vereinbaren lassen.
Trefft eine Vereinbarung. Schriftlich. Denn dann ist sie wirksamer: Wir kümmern uns gleichberechtigt um unser Kind. Wir nehmen x-Monate Elternzeit. Wenn ihr gemeinsam (!) vereinbart, dass dein Partner nach der Elternzeit mehr Stunden als du arbeitet, dann lass dir deine Rentenlücke von ihm auszahlen und investiere sie in deine Rente. Teilt die Fixkosten nicht 50:50 auf, sondern gemäß eures Einkommens.
Das Risiko im Alter in der Armutsfalle zu landen minimieren
Setze dich mit deinem Rentenanspruch auseinander. Egal, ob du verheiratet bis, in Partnerschaft lebst oder alleinerziehend bist. Nur auf diese Weise wirst du das Risiko minimieren, im Alter zu wenig Geld zu haben. Besonders wichtig ist es, deine sogenannte Rentenlücke zu berechnen. Dabei handelt es sich um die Summe, die dir in deiner Rente zu dem Betrag fehlen würde, den du aktuell zum Leben benötigst. Du dafür auf zahlreiche Rechner im Internet zugreifen oder auch einen Termin bei der deutschen Rentenversicherung machen, die kostenlose Beratungen anbietet.
Natürlich kann das Ergebnis dieser Analyse zunächst ernüchternd sein, doch bitte denke daran, dass du nun die richtigen Schritte setzen kannst, um für dein Alter zu sparen. Schon mit kleinen Beträgen, zum Beispiel 25 Euro im Monat, kannst du dafür sorgen, dass deine Rentenlücke nach und nach geschlossen wird.
Du hast deine Zukunft in der Hand
Teilzeit arbeiten, die kostbare Zeit mit den eigenen Kindern genießen und dennoch später ausreichend Geld zum Leben zur Verfügung haben? All dies ist möglich. Aber du musst anfangen zu rechnen und einen Ausgleich von deinem Partner einfordern. Das kann dir niemand abnehmen.
Es gibt beim beruflichen Wiedereinstieg von Mamas kein Patentrezept, das für alle Frauen, Männer und Kinder gültig ist. Versuche den Weg zu finden, der für dich selbst und deine Familie der Richtige ist, ohne dabei deine Finanzen aus den Augen zu verlieren. Auf diese Weise kannst du finanziell unabhängig bleiben und dennoch das Leben mit deinen Liebsten genießen.
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